Position MickMoon
Dienstag, 25.02.2025, 12:00 UTC
N 25°25.35' W 016°59,21’
Südl. Gran Canaria

Am Montag nach der Bundestagswahl fahren wir los. Vier Wochen Puerto Pasito Blanco auf Gran Canaria liegen hinter uns. Gestern, am Sonntag haben wir das Boot fertig getüdelt. Das Beiboot in der Backskiste verstaut, das Deck gewaschen, Trinkwasser aufgefüllt, Schoten angeschlagen und viele, viele kleine Dinge vorbereitet, die den Wohnwagen zurück in ein seegängiges Boot verwandeln.
Während ich den Mietwagen zum Flughafen zurückbringe, kocht Volker Suppe vor, die wir am ersten Tag auf See essen können.
Ein letztes Bier nach dem Abendessen - auf See werden wir keinen Alkohol trinken - und dann geht’s in die Koje.
Ja, und dann ist der Tag der Abreise da. Ablegen, Fender und Leinen verstauen und aus dem Hafen raus in die spiegelglatte Bucht. So sanft haben wir sie selten erlebt. Diese Südspitze von Gran Canaria liegt oft genau im Windschatten des Nordost Winds. Eine Seemeile weiter draußen geraten wir von einer Minute auf die andere in die Wirbelböen, die beim Abreißen der Windströmung von der Insel entstehen und uns jetzt ganz gut schütteln. Jetzt setzen wir die Segel, stark gerefft, und versuchen uns mit unserem Kurs weiter von der Landabdeckung zu entfernen. Dann wird der Wind gleichmäßiger. Läuft ganz gut. Da wir etwas mehr Abfallen müssen, um unser Ziel direkt anpeilen zu können, nehmen wir das Großsegel weg und fahren nur mit dem Vorsegel, der Genua. Unsere Geschwindigkeit von 5-6 Knoten reduziert sich dadurch nicht.
Um die Mittagszeit meine ich eine graue Flosse neben uns an Steuerbord im Wasser gesehen zu haben. Aber es war bestimmt nur eine Täuschung. Ein paar Minuten später aber entdecke ich zwei große, graue Fischkörper, die gleich schnell mit uns in die gleiche Richtung schwimmen. Und dann springt an Backbord einer aus dem Wasser: Delfine!
Juchu! Es scheint als wenn sie großen Spaß hätten, sich immer wieder von hinten ans Boot anzupirschen, um dann am Bug wild hin und her und durcheinander zu wedeln, aufzutauchen, Luft zu holen und wieder elegant im Bogen abzutauchen. Ein Schauspiel, das mir unwillkürlich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Leider sind die Wellen so hoch und es ist sehr schaukelig an Bord, dass wir besser im Cockpit bleiben und nicht an Deck zum Bug gehen, um die eleganten Tiere zu noch höheren Sprüngen anzufeuern, die wir dann fotografieren würden. Ein paar Aufnahmen ihrer Kunststücke gelingen aber auch aus dem sicheren Cockpit. Nach 10 Minuten Spielzeit sind die Delfine wieder verschwunden. 🐬
Unser Boot wird in den 2-3m hohen Wellen, die von hinten an das Boot anrollen, ganz schön geschaukelt. Ab und zu sind auch noch größere Wellen dabei, die uns auch aus dem Kurs werfen. Da muss der Autopilot gehörig arbeiten, um das eingestellte Ziel wieder vor den Bug zu bekommen. Manchmal sieht man nur noch eine blaue Wand, die auf einen zukommt. In letzter Sekunden wird aber jedesmal das Heck vom Wasser angehoben und die Welle rollt unter dem Boot durch. Hierfür muss erstmal Vertrauen wachsen.
Gegen Abend, noch im Hellen, checken wir unter der Koje im Achterschiff den Autopiloten und die Seilzugsteuerung. Alles arbeitet normal. Leider leckt aus dem Ruderkoker, das Rohr, durch das die Ruderwelle ins Bootsinnere kommt, mehr Wasser als gewöhnlich. Manchmal ist es ein kleiner Rinnsal, manchmal tröpfelt es nur. Die Nylonmutter um den Ruderschaft, lässt sich leider mit Bordmitteln nicht nachziehen. Die ist fest. Da das Wasser in die Bilge abgeleitet wird und von dort von drei Pumpen automatisch nach draußen gepumpt wird, beschließen wir erst einmal
nichts weiter zu unternehmen und in einer Woche in Mindelo den Ruderkoker richtig abzudichten. So fahren wir in die Nacht hinein mit Kurs 215°.
Die Aktion unter dem Bett, kopfüber die Ruderanlage zu untersuchen, hat beim Skipper akutes Unwohlsein ausgelöst, deshalb bleibt er erstmal an der frischen Luft im Cockpit, um sich wieder in den Schaukelrhythmus der Wellen, mit Sicht auf den Horizont einzupendeln. Ich übernehme daher die erste Runde Ausruhen auf der Salonkoje. An Schlafen ist bei dem Geschaukel aber nicht zu denken. Der ganze Körper wird immer hin und her geworfen. Alle 10 Minuten schmeißt eine Welle das Boots so stark auf die Seite, dass man meint aus der Koje zu fallen. Eine Haltung ähnlich wie “stabile Seitenlage” hilft etwas das Kugeln im Bett zu mindern. Als nach 3 Stunden um Mitternacht mein Wecker zum Wachwechsel ruft, habe ich nicht einen Augenblick richtig geschlafen. Prima. Das sind dann die Aussichten für die kommende Woche 24/7.
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Andreas Wegner (Donnerstag, 27 Februar 2025 07:35)
Endlich hat euer Traumtörn begonnen! Lege die Matratze mal genau mittschiffs auf die Bodenbretter, der ruhigste Punkt des Schiffes. Dort findest du bestimmt mehr Ruhe. Ansonsten wird Schlaf völlig überbewertet :)
Angeblich gewöhnen sich Segler an diese wilden Bootsbewegunen, ich drücke euch beide Daumen!
Jens (Donnerstag, 27 Februar 2025 14:00)
Danke Andreas.
Ja, schlafen kann man später auch noch