· 

Dienstag, Tag zwei 2.0

Position MickMoon

Mittwoch, 26.02.2025, 12:00 UTC

N 23°46,42’  W 018°28,67’

140 sm westlich von Westsahara


Letztes Etmal: 129 sm 

282 sm seit Gran Canaria gesegelt

noch 554 sm bis Mindelo. 

Die Nachtwachen waren eher unerträglich. Hohe Wellen bei mäßigen Wind haben nur Erschöpfungsschlaf zugelassen, wenig Erholung. Auch ist der Magen irgendwie nicht bereit Nahrung aufzunehmen, obwohl bei mir keine Anzeichen von Seekrankheit vorhanden sind. Also beginne ich den Tag mit einem Becher schwarzen Tee. Das hilft etwas. 

Zähneputzen, Rasieren, Katzenwäsche sorgen für ein weiteres Frischegefühl und die Lebensgeister sortieren sich sachte. Die aufsteigende Sonne deutet einen guten Tag an. Unser Kurs zwischen 210° und 225° passt. Wir segeln weiter allein unter Genua und laufen um 6kn. Später am Tag flaut es etwas ab, sodass wir den Spibaum an Steuerbord setzen, um das Segel noch breiter in den Wind spannen zu können. Ich erinnere mich an meinen Segelmacher, der einmal zu mir meinte: “Vor dem Wind kannst Du auch eine alte Wolldecke hinhängen, da brauchst Du kein Profil und kein Superlaminat.” 

Ich finde so ein weißes, schön gerundetes Vorsegel sieht aber besser aus. 


Langsam werden die Wellen ruhiger, flacher. Ganz langsam wird es damit auch angenehmer. Nachdem wir Müsli zum Frühstück gegessen haben, kehrt Entspannung ein. Es wird gelesen. Wir witzeln, ob es das, was wir hier erleben, wirklich die Erfüllung ist, die hundertfach auf YouTube gezeigt wird, und die Blauwasser Segelcommunity ihr Hohelied darauf singt. 

Und lässt sich Wellenhöhe in Einheiten Kaffee ausdrücken? Wenn bei der Zubereitung von löslichem Kaffee das Pulver nicht die Tasse sondern den Salonboden erreicht: Welle ziemlich hoch! 

Wenn lediglich beim Aufgießen das heiße Wasser an der Tasse vorbei auf dem

Salon Tisch landet: Welle mäßig hoch. 

Rutscht die volle Tasse auf dem Tisch und kippt runter: sehr hohe Welle. Auf jeden Fall müssen wir das Kaffe kochen bei Seegang noch mehr üben. 

Am Nachmittag flaut der Wind weiter ab und die Welle ist nur noch das langsame gemächliche blaue Auf und Ab, wie in langen Atemzügen. Kein großes Gewackel. Aber ringsum ein wie blaues bewegtes Tuch über der waagerechten Ebene, der einzigen Orientierung. Soweit das Auge reicht. Selbst die vielen Fischer und Containerfrachter, die dicht an dicht auf dem AIS Bildschirm zu sehen sind, kann man am Horizont nicht sehen. Sie sind immer noch zu weit weg. Wir hören viele Funksprüche mit, auf Kanal 16, dem Not- und Anrufkanal. Die hören sich eher an wie aggressives Gebrüll oder wie das Erzählen von marokkanischen Witzen, können manchmal auch Musik aus dem Radio übertragen. Funkdiszilpin gibt es eher nicht. Auf dem AIS können wir auch gut erkennen, dass die Frachter uns alle rechtzeitig ausweichen. Jedenfalls ergibt sich nie eine Annäherung oder Kollisionsgefahr beim Passieren mit mehr als 8 sm Abstand. 


Lesen und zwischendurch kleine Nickerchen beschäftigen uns den Tag über, bis es Abend wird und eine warme Mahlzeit zubereitet wird. Es gibt Tortellini mit Gorgonzolasoße. Kann man gut aus dem Napf essen. Teller wären der Situation nicht angemessen, es wäre schade um die leckeren Teigtaschen. 

Nach dem Sonnenuntergang wird es schnell dunkel und wir beginnen um 2100h unseren 3 stündigen Wachrhythmus. 




Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Maik (Donnerstag, 27 Februar 2025 10:35)

    An das Schaukeln und Rollen gewöhnt man sich nach ein paar Tagen. Irgendwann habt Ihr die richtige Position in der Koje gefunden, ohne immer von rechts nach links und zurück zu rollen. Und Ihr werdet eh so müde sein, dass Ihr, wenn immer möglich, gut schlafen werdet.
    Passt bitte auf beim Kaffee kochen. Rückblickend war es bei uns die gefährlichste Tätigkeit auf unserer Atlantiküberquerung. Kochendes Wasser - bei dem Rollen und Schaukeln - von Hand aufzugießen, sollte eigentlich verboten werden...

  • #2

    Jens (Donnerstag, 27 Februar 2025 13:59)

    Da hast Du mit allem recht. Beim nächsten Törn gibt’s eine Kaffeemaschine.