Position MickMoon
Montag, 03.03.2025, 1200 UTC-1
N 16°53,08' W 025°0,100'
Marina Mindelo/Cabo Verde 🇨🇻
817 nm sailed from om Pasito Blanco/Las Palmas
1172 nm sailed since Start in Arrecife/Lanzarote

Am frühen Morgen, auf dem neuen direkten Kurs nach Mindelo muss Volker die Segel oft einstellen. Eine Squall passiert uns. Das ist ein lokales Wetterphänomen, bei dem eine Wolkenzelle aus einer anderen Richtung als das augenblickliche Windsystem auftaucht. Eine lokale Wolkenhäufung mit oft starken Regen, die plötzlich mit sehr starken Wind aus einer anderen Richtung den Wegbdes Boots kreuzt. Das dauert ca. 15-30min, dann ist wieder alles normal und der Regen vorrüber. Eigentlich rechnet man erst im letzten Teil vor der Karibik mit diesem Phänomen. Heute hatte Volker vor den Nordinseln von Cabo Verde damit zu kämpfen während ich in der Koje fehlenden Schlaf nachholte.
Danach kommt der Wind nicht richtig wieder zurück. Wir holen die Segel, bis auf einen Rest des Großsegels zur Stabilisierung ein und starten den Motor. Wenn wir jetzt zu lange mit zu niedriger Geschwindigkeit unterwegs sind, laufen wir Gefahr im Dunkeln anzukommen. Das wollen wir überhaupt nicht, da wir den Hafen und die Zufahrt nicht kennen, und auch kein Marineiro bereitstehen würde, uns ein Platz zuzuweisen und beim Anlegen zu helfen.
Nach ein paar Stunden überlegt es sich der Wind aber wieder und kommt in gewohnter Stärke zurück.
Beim Sonnenaufgang dann, im Westen im Dunst des Horizonts: Sind das dreieckige Wolken? Nein, das sind spitze Berge! Land in Sicht! Wirklich Land in Sicht! Oh, wie toll. Fast haben wir es geschafft. So dicht dran sind wir. Es ist ein so bewegender Moment nach einer Woche auf dem offenen Meer, jetzt das Land, das Ziel vor Augen zu haben. Die aufgehende Sonne zaubert dabei wundervolle warme Farben in die Szene und verstärkt den emotionalen Augenblick. Mit Herzpochen und riesengroßer Freude versuchen wir diesen Moment mit Fotos festzuhalten. Nach und nach erscheinen weitere Inseln mit spitzen Vulkankegeln vor uns. São Vincente etwas links, an Backbord, das höhere Santo Antao nördlicher an Steuerbord. Mindelo mit der einzigen Marina auf den Kap Verden liegt in der Durchfahrt zwischen beiden auf São Vincente. Hier bläst der Wind schräg aus nördlicher Richtung hinein und verstärkt sich wie in einer Düse. Wir können es an den Schaumkronen auf den Wellen erkennen. Und der schnell zunehmenden Geschwindigkeit. Das ist so kurz vor dem Landfall noch einmal ein scharfer Ritt auf dem Wasser. Wir hoffen in der Bucht von Mindelo auf etwas Beruhigung, sonst wird das Anlegen schwierig. Noch unter voller Besegelung passieren wir die Ilhéu dos Pássaros, eine kleine Insel mit Leuchtturm vor der Bucht von Mindelo. Dann holen wir die Segel ein und bereiten das Boot zum Anlegen vor. Fender an der Reling ausbringen, Festmacherleinen klarmachen, Bootshaken und Handschuhe für die Mooringleinen bereitlegen. Und wir bauen die Seitenwände des Bimini ab, für bessere Kommunikation und schnelleres Rein und Raus aus dem Cockpit. Es ist immer noch sehr windig. Windiger als wir erwartet haben. Und die Mittagssonne sticht. Es liegen ein paar rostige alte kleine Frachter vor Anker. Die Häuser von Mindelo sind flach und schmiegen sich a die aufsteigende Landschaft. Keine Bäume, viel Stein und unwirtliche Wüstenatmosphäre drumherum. Trotzdem spürt man offene Arme der Zivilisation um den Hafen herum. Ein Anziehungspunkt.
Wir rufen auf UKW Kanal 72 die Marina an. Man wird uns einen Marineiro schicken. Bald sehen wir auf dem Schwimmsteg jemanden mit deutlich blauem T-Shirt winken. Er deute uns weiter in die Marina hinein zufahren. Am ersten Auslegersteg winkt Anke von der Yacht Margo del Sur herüber. Es sind Bekannte von Volker und Vera, die sich auf einer WhatsApp Gruppe bei uns gemeldet haben, dass sie auch noch in Mindelo sind.
Volker bringt das Boot rückwärts a den Steg. Die Leinen werden vom Marineiro und Anke und Martin entgegengenommen. Große Freude, ein herzliches Willkommen! Wir haben die erste Etappe geschafft! Erleichtert. Ein großer Augenblick, nach der doch ewig langen Vorbereitungszeit auf den Kanaren.
Wir bekommen von Martin und Anke gleich eine Duschkarte und detaillierte Hinweise, wo wir uns zum Einklarieren bei der Marina, der Hafenpolizei und der Einwanderungsbehörde melden müssen. Danke.
Dann befestigen wir das Boot ordentlich, bauen Ruckdämpfer in die Leinen, machen etwas zu essen und trinken ein Anlegerbier. Dann endlich duschen. Eine Erfüllung!
Wir sind in Mindelo auf Cabo Verde. Leinen fest am Sonntag um 1400h UTC. Nach 7 Tagen und 4 Stunden.
Abends hören wir Sambatrommeln aus der Stadt kommen. Am Dienstag soll Carnaval sein. Da sind wir gespannt.
Am Montagmorgen, 2.3.25 melden wir uns im Port Office an und machen eine erste Runde durch die Stadt. Sehr lebendig. Afrikanisch. Freundlich. Wir halten Ausschau nach Proviant auf Märkten und kleinen Supermärkten. Das Angebot ist anders als auf den Kanaren und klar, eingeschränkter. Natürlich bestimmt der Wassermangel auf den Inseln die Produkte. Milch und Käse gibt es sehr wenig. Es gibt ja keine Weiden und keine Kühe hier. Dafür viel Wurzelgemüse, Kartoffeln, Zwiebeln, einige Früchte, wenig Obst. Aber wir werden schon zurecht kommen.
Am Hafen sehen wir Pickups, beladen mit grünen Bananenstauden. Scheinen gerade mit dem Schiff angekommen zu sein. Die werden jetzt an die Märkte geliefert. Viel Neues und Fremdes strömt auf uns ein. Es macht neugierig.
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Wolfgang (Mittwoch, 05 März 2025 21:54)
Sehr cool geschrieben, und ein schöner Eindruck von euren Erlebnissen.
Toll, das die Passage ohne weitere Vorfälle mit den neuen Zügen für das Ruder so geklappt hat. Weiter so und fair winds